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Home Office – Vor- und Nachteile – Das Für und das Wider

Home Office – Vor- und Nachteile – Das Für und das Wider

Eigentlich ist es alter Wein in neuen Fässern, das Home Office. Vor der industriellen Revolution, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa langsam Fahrt aufnahm, war Home Office das übliche Arbeitsmodell, allerdings in einer etwas anderen Form. Die heutige Arbeitswelt, die zum größten Teil durch Fabriken und Bürohäuser geprägt ist, in denen sich die Menschen täglich zur Arbeit einfinden, besteht erst seit rund 200 Jahren. Davor war es üblich, das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach stattfanden. Es gab viel mehr Ein-Mann-Betriebe, die alle möglichen Produkte in kleiner Stückzahl fertigten, Reparaturen durchführten, Landwirtschaft betrieben oder Dienstleistungen anboten. Relikte dieser Zeit finden sich noch heute vereinzelt in aussterbenden Berufen wie etwa dem Schuhmacher oder auch dem echten Bäckerhandwerk. Im Bereich der Dienstleistungen kann hier der Postbote erwähnt werden (nicht verwechseln mit Paketdiensten).

Home Office – Vor- und Nachteile im Überblick

So wie damals genießen Menschen, die im Home Office arbeiten, die Freiheit, weitgehend ihr eigener Herr oder Frau zu sein. Ein Punkt, der für nicht wenige Arbeitnehmer in Bezug auf das Home Office den wohl größten Reiz besitzt. Nicht mehr jeden Morgen mobbenden Kollegen und nervenden Vorgesetzten gegenübertreten zu müssen. Dabei vergessen viele, dass genau das, das Miteinander am Arbeitsplatz, auch Vorteile hat. Es bestehen eine ganze Reihe an Vor- und Nachteilen des Home Office als Arbeitsmodell, die an dieser Stelle einmal aufgelistet werden sollen.

Die aktuelle Situation, die Pandemie und die daraus folgenden Maßnahmen, finden hierbei keine Beachtung, weil sie glücklicherweise nicht zu den üblichen Begleitumständen gehört. Auch wenn sie der eigentliche Auslöser für den aktuellen Trend zum Home Office ist.

Zudem werden in dieser Aufstellung nur die Vor- und Nachteile für den oder die Arbeitnehmerin betrachtet. Was den „Chef“ oder die „Chefin“ bezüglich Home Office betrifft, steht dies auf einem anderen Blatt und ist es durchaus wert, eigenständig betrachtet zu werden. Doch nun zu den Vor- und Nachteilen des Home Office für Arbeitnehmer/innen:

Vorteile Home Office:  Nachteile Home Office
Persönliche Freiheit Wohnfläche fürs Büro
Weitgehend eigenständige Zeiteinteilung  Selbstmotivation notwendig
Fahrt zum und vom Arbeitsplatz entfällt Fehlender persönlicher Kontakt
Distanz zu unangenehmen Kollegen Fehlende Selbstdarstellung
Geringe gesundh. AnsteckungsgefahrDauernd erreichbar
Event. Umgehung von gesetzl. VorschriftenSchlechte Leistungswahrnehmung

Es ist nicht immer eindeutig, ob so mancher der aufgeführten Punkte tatsächlich ein Vor- oder ein Nachteil ist. Es hängt sehr viel von der persönlichen Wahrnehmung und auch vom persönlichen Umfeld ab. Es ist durchaus kein Scherz, wenn so mancher Arbeitnehmer froh darüber ist, morgens aus dem Haus zu kommen, denn auch die Familie bedeutet nicht ständig eitel Sonnenschein. Ebenso sehen nicht wenige Singles das Büro mit den Kollegen als eine Art Familienersatz an. Tatsächlich haben länger zurückliegende Studien und Umfragen aufgezeigt, das gut 60 % der Arbeitnehmer es lieber haben, einen Vorgesetzten in der Nähe zu wissen und wiederum 70 % der Arbeitgeber auf Anwesenheit bestehen.

In der aktuellen Situation jedoch ändert sich das Bild aus Sicht des Arbeitnehmers. Laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung unter Arbeitnehmern im Home-Office sehen 77 % eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und 60 % glauben, sich zu Hause besser organisieren zu können. Allerdings haben auch 60 % den Eindruck, das Beruf und Freizeit im Home Office stärker miteinander verzahnt sind. Allerdings lag der Anteil der Arbeitnehmer, die in Deutschland tatsächlich Vollzeit im Home Office arbeiten, im November 2020 bei gerade einmal 14 %. Immerhin ist dies eine Steigerung von 10 % gegenüber dem März gleichen Jahres. Ob daraus ein dauerhafter Trend wird, der auch nach der Krise anhält, lässt sich nur schwer einschätzen.

Gewerkschaften und Betriebsräte beim Home Office oft außen vor

Die Eingangs erwähnte Industrialisierung und damit die Konzentration von Arbeitnehmern führte letztlich, auch wenn es viel Blut, Schweiß und Tränen kostete, zu menschenwürdigen Bedingungen, weil sich die Arbeitnehmer zusammengeschlossen haben. Im Home Office werden die erstrittenen Rechte langsam wieder aufgeweicht. Ein Beispiel dafür sind nicht selten unbestimmte Arbeitszeiten. Tatsächlich leisten Mitarbeiter im Home Office mehr Überstunden als ihre Kollegen und Kolleginnen im Büro und sie sind meist immer erreichbar. Das „abschalten“ nach Feierabend wird im Home Office längst nicht so klar abgegrenzt wie im Bürohochhaus des Arbeitgebers.

Home Office aus Arbeitnehmersicht kann nur dann eine Zukunft haben, wenn Rechte und Pflichten gleichmäßig verteilt sind und daraus nicht so etwas wird, wie das was heute unter dem Begriff „Scheinselbständigkeit“ längst ein Problem für Ein-Mann-Betriebe ist. Diese Gefahr besteht auch für Home Office Mitarbeiter. Darum sollten vor dem Einsatz im Home Office Betriebsvereinbarungen abgeschlossen werden, in denen Rechte und Pflichten, wie etwa Arbeitszeiten und Erreichbarkeit, klar geregelt sind. Das ist für beide Seiten vorteilhaft, denn beidseitig unterschriebene Betriebsvereinbarungen haben im Streitfall vor dem Arbeitsgericht bestand. Nur so überwiegen die Vorteile des Home Office.

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